Landratsamt Tuttlingen, Tuttlingen

Infos

Die Tuttlinger Altstadt ist als klassizistische Neuanlage nach 1804 städtebaulich klar und einfach strukturiert. Das orthogonale Straßenraster und die kubischen Einzelhäuser, die dicht aneinandergereiht eine geschlossene Blockstruktur bilden, ergeben die Typologie der Stadt.

Die Stadterweiterung in der 2. Industrialisierungsphase wurde im gleichen Kontext weitergeführt. Die Bahnhofstraße entwickelt sich zur Hauptachse der Stadt, als Verbindung vom Marktplatz in der Kernstadt bis zum Bahnhof. Alle Primärgebäude und Stadtanlagen liegen im Bereich der Bahnhofstraße und der Donau.
Mit zunehmender Entfernung von der Kernstadt nimmt die Dichte der Baublöcke ab, die Stadtstruktur ist in diesem Bereich oft nur noch am orthogonalen Straßenraster ablesbar. Städtebaulich nimmt die Entwicklung der 70er Jahre die eigentliche Kontinuität der Stadtabsicht nicht mehr auf. Dies weist darauf hin, dass in dieser Zeit die räumlichen Qualitäten der Stadt nicht erkannt wurden.

Das Landratsamt schließt zum Straßenraum als einbündiger 3-geschossiger Winkelbau den Block und übernimmt somit die Raumkanten des Quartiers. Durch die Kammstruktur der Baukörper im Inneren des Blocks wird das Gebäude zur Stadt im Quartier. Das Gebäude übernimmt die stadtbildprägenden Hauptelemente wie Lochfenster und Sockelzone. In Teilbereichen wird das Dach als Attikageschoss interpretiert.
Der Saal als Sonderform, als Element im Eingangsbereich und der Halle, erläutert symbolisch die „demokratische Mitte“ und kommt der Forderung nach baulichem Ausdruck der heutigen Zeit nach.

Auf dem Areal der nicht realisierten Landeszentralbank werden entlang den Gebäudekanten 100 Pappeln gepflanzt. Sie stehen so dicht, dass sie als grünes Volumen raumbildend sind, die Platzkante wird somit auch an der vierten Seite gefasst.

Programm:
Verwaltung, Büros, Sitzungssaal
Bauherr:
Landkreis Tuttlingen
Standort:
Bahnhofstraße 100, Tuttlingen
Fertigstellung:
1993
Größe (BGF):
15.000 m²
Wettbewerb:
1988, 1.Preis
Auszeichnungen:
1993, Auszeichnung Guter Bauten des Bundes Deutscher Architekten